Das Saatgutverkehrsgesetz und die Sortenvielfalt

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Dass es in Deutschland nur wenig bunte und ausgefallene Tomatensorten gibt, liegt nicht nur am Geschmack der Verbraucher. Ein Saatgutverkehrsgesetz (schönes Wort!) regelt, welche Sorten verkauft werden dürfen. Nämlich nur solche, die zugelassen sind. Und da liegt die Krux.

Alte Sorten sind häufig nicht unbedingt “produktionsfreundlich”. Sprich: Die Früchte sind nicht unbedingt immer gleichförmig, die Erträge liegen oftmals unter denen der geschmacklosen Turbotomaten. Kaum ein Landwirt oder Saatgutbetrieb würde da die Zulassung beim Sortenamt beantragen, denn die kostet Geld. So kommt es, dass wir in Deutschland nur wenige Sorten im Handel finden.

Ein kleiner Trick hilft aber dennoch, wie ich im Buch “Flusskrebse, Rübchen und Moorschnucken - Deutschlands Regionale Spezialitäten neu entdeckt” gelesen habe. Saatgut kommt oft aus der Schweiz oder Frankreich. In der Schweiz existiert ein Saatgutgesetz erst gar nicht und in Frankreich gibt es eine pauschale Zulassung für alte Sorten. Und weil wir in der EU so schöne Binnenmarktregeln haben, darf es nicht verboten sein, Saatgut aus Frankreich oder der Schweiz hierzulande zu verkaufen. So sind 75% der Sorten, die bei Ulla Grall zu beziehen sind, nicht zugelassen.

Einiges solle sich verbessern, die Zulassung für alte Sorten soll beschleunigt werden. Doch Tomatenexpertin Ulla Grall von bio-saatgut.de, die in dem Buch zu Wort kommt, ist skeptisch: “Momentan dauert ein Genehmigungsverfahren vier bis fünf Jahre, bei einer einfacheren Prozedur werden es wohl immer noch zwei bis drei Jahre sein.”

Komplette “Anarchie” herrscht bei Bio-Saatgut.de: Dort gibt es nämlich auch einen Tomaten-Samen-Mix zu kaufen. Und laut Gesetz dürfen Samen nur nach Sorten getrennt einzeln verpackt werden. Diese Art der Anarchie finde ich dann doch ganz sympathisch.